Nun muss ich in persönlicher Sache doch auch mal Dampf ablassen.
Gestern, Tram, Haltestelle Schifflände. Ganz vorne bei der Fahrerkabine steht ein grossgewachsener Mann, an seiner Seite ein kleiner, schwarzer Rollkoffer. Nun telefoniert dieser Herr in einer Lautstärke durch die Freisprechanlage mit einer anderen Person. Auf Hochdeutsch. Alle Reisenden im vordersten Trambereich konnten wahrscheinlich die letzten Tage des X. Y. aus Z. rekonstruieren. In Gedanken verloren blockiert er immer wieder den Ein- und Ausstieg.
Um auf den Punkt zu kommen: Ich schäme mich sehr oft für meine „Landesgenossen“, welche sich in der Schweiz aufhalten oder leben und sich trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – aufführen, als wären sie alleine auf der Welt. Auch wenn die Grenze nicht weit ist, so sind doch manche Gepflogenheiten in einem Land nicht gleich wie im anderen. Und der genannte Fall ist nur ein Beispiel, zumal sein Benehmen im eigenen Land vielleicht auch nicht gerade als freundlich gewertet würde.
Leider kann ich gut verstehen, warum die vom grossen Kanton nicht gerade beliebt sind bei vielen Schweizern. Ich persönlich lebe schon ein Weilchen in der schönen Schweiz und habe mich, mit einer Ausnahme, komplett „akklimatisiert“, wie man so schön sagt. Mir sind die meisten Bräuche und Kultureigenschaften bekannt und ich benehme mich entsprechend.
Personen wie oben beschrieben machen es Zugezogenen wie mir nicht einfach und leben scheinbar nach dem Motto „ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“. Und das gilt nicht nur für Deutsche. Man wird dadurch automatisch schubladisiert und manche geben einem somit gar nicht erst die Chance, dass man sich besser kennen lernen kann.
Jens-Rainer Wiese führt mit seiner blogwiese (momentan down 🙁 ) eine Sammlung zu bekannten Problemchen für Deutsche, welche in die Schweiz gezogen sind. Das Ganze mit einem Hauch von Satire. Er selbst zog vor über zehn Jahren von Süd-Baden in die Schweiz und spricht somit auch aus Erfahrung. Hier findet ihr zu diesem Thema ein sehr treffendes Interview mit ihm.
Allgemein informiert man sich doch über die wichtigsten Benimm-Regeln, wenn man in ein anderes Land reist. Eine gute Übersicht zu vielen Ländern gibt es auf http://www.benimmregeln-reise.de/sitten_brauchtum.html.
Fazit: Wenn man sich etwas Mühe gibt und interessiert ist, dann klappt es auch mit dem Nachbarn! Und die, denen es nicht passt, dürfen nach Hause.