Eines schönen Tages, die ersten Momente im Frühling waren angenehm warm, waren mein Freund und ich mit dem Velo in Frankreich nahe der Schweizer Grenze unterwegs.
Es fiel ein blöder Spruch von wegen „wir könnten doch mit dem Velo bis an den Atlantik fahren“ und schon war die Idee für unsere Sommerferien geboren. Es war relativ schnell klar, was noch alles benötigt würde und somit begannen auch schon die Vorbereitungen.
Wir würden die meiste Zeit auf der Route der EuroVelo 6 fahren, haben aber auch nach eigenem Gusto die Route verlassen. Der Weg war das Ziel – falls wir es bis zur Atlantikküste schaffen, sehr gut. Falls wir nicht mehr wollen und umkehren, auch gut!
Gestartet sind wir am 04.09. direkt von zuhause aus. Das Wetter war perfekt und wir total motiviert.
Dannemarie
Am Tag eins sind wir bis nach Dannemarie gefahren, wo unser erstes AirBnB auf uns gewartet hat: Ein Hausboot! Die Temperaturen waren mit 28° C etwas höher und machten zumindest mir schon Mühe. Wenn ich gewusst hätte, was uns noch erwarten sollte…
Das Boot war lediglich zum Verweilen und Übernachten geeignet; fahren konnte es wahrscheinlich nicht mehr. Ein Bad mit Dusche und WC, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und eine Küche wurden uns angeboten. Wobei wir nicht geplant hatten zu kochen und die Dusche und das WC in der „Capitainerie“ genutzt hatten.
Besançon
Am zweiten Tag sind wir von Dannemarie bis nach Besançon gefahren. Unterwegs machten wir einen kleinen Verpflegungshalt in L’Isle-sur-le-Doubs. Nach total 134 km hatte ich meine Grenze erreicht und mir am Rücken zwei kleine Stellen trotz Sonnenschutz verbrannt. Ich war fix und fertig. Auch mein Freund war hungrig am Abend und organisierte uns trotz Hindernissen noch zwei grosse Pizzas und eine Flasche Wein.
Das AirBnB in Besançon war ein architektonisch modernes Schmuckstück! Auch ein Pool zur Mitbenutzung, ein Teich vor dem Zimmer mit Fröschen und eine schöne Aussicht liessen uns den Abend doch noch geniessen.
Dôle
Am dritten Tag fuhren wir von Besançon bis nach Dôle. Mit ein paar Schleierwolken war die Fahrt recht angenehm; kamen jedoch langsam die ersten Beschwerden und Materialermüdungen zum Vorschein.
Unser AirBnB war das Chalet „Zen Love“, ausgestattet mit einem Whirlpool, einer Regendusche und einem lauschigen Sitzplatz vorne dran.
Chalon-sur-Saône
Am vierten Tag sind wir von Dôle nach Chalon-sur-Saône gefahren. Der grösste Teil der Route führte am Kanal entlang, wo wir ab und zu etwas im Schatten fahren konnten. Jedoch waren die knapp 98 km mit 36° C eine echte Herausforderung.
Entlang der EuroVelo6 hätte ich mir persönlich mehr Stellen zum Beziehen von Trinkwasser gewünscht. Klar plant man die Reise vorab und kauft Getränke ein. Aber heisses Wasser ohne Geschmack ist einfach widerlich und den Kopf von der Hitze abkühlen war ein seltenes Gut.
Auch schlug die Tatsache auf die Reiseplanung, dass mein Freund ein defektes Tretlager alle paar Kilometer notdürftig reparieren musste. Keiner der angefragten Veloläden war in der Lage, das Tretlager auszutauschen. So mussten wir uns eben mit Reparatur zufrieden geben.
Aber eine grosse Überraschung erwartete uns bei der Ankunft des Tageszieles: Das AirBnB war ein kleines Schloss! Ein riesiger Garten mit Pool, gefühlt 6 Stockwerke und jeder Gast von der Hausherrin persönlich betreut – dazu noch gutes Essen und Trinken. WOW!
Blanzy
Am fünften Tag ging die Reise weiter bis nach Blanzy. Der Ort an sich ist nicht wirklich sehenswert. Aber wir konnten einen grösseren Einkauf für den Abend und den nächsten Tag machen.
Sancerre
Von Blanzy sind wir am sechsten Tag nach Sancerre gereist. Für einen kleinen Teil des Weges haben wir den Zug genommen. Unterwegs nach Sancerre hatten wir den Höhepunkt der Hitze erreicht: 42° C und eine schier unfahrbare Steigung angesichts der Umstände.
Die Stadt düfte einigen wegen dem gleichnamigen Anbaugebiet „Sancerre“, dem Sauvignon Blanc und dem Käse „Crottin de Chavignol“ bekannt sein.
Unsere Unterkunft dort war ein süsses, kleines Haus, welches Einheimischen dort gehört. Trotz Ventilator war nicht an eine kühle Nacht zu denken! Bis dahin hatten wir aber getrunken und gegessen wie Götter in Frankreich!
Tag sieben war ein Ruhetag. Es war schön, nicht gleich am Morgen wieder weiter zu müssen. So haben wir ausgeschlafen und das kleine Städtchen etwas erkunden können.
Orléans
Früh gestartet am achten Tag führte uns die Reise von Sancerre nach Bourges und von dort weiter nach Orléans. Es war fantastisch, zu so einer Uhrzeit die Strasse für sich zu haben so fast ohne Verkehr und den Sonnenaufgang zu beobachten!
Die Unterkunft in Orléans war unser absolutes Highlight nebst dem Schloss. Die Gastgeber waren sehr freundlich, aufgeschlossen und haben uns als eine der wenigen persönlich begrüsst.
Das AirBnB war ein alter, umgebauter und renovierter Stall, den Sabrina und Charles mit viel Liebe eingerichtet haben! Gerne hätten wir uns ausgiebiger mit den Gastgebern unterhalten, aber die Abreise am nächsten Tag war bereits organisiert.
Zum Abendessen wurde uns das „La Marine“ empfohlen, wo wir direkt einen Tisch bekamen. In zauberhafter Atmosphäre am Fluss gelegen liessen wir den letzten Abend ausklingen.
Orléans – Paris – Rückreise
Zum Frühstück am neunten Tag wurden wir von einem der Haushühner begrüsst! Das passiert uns auch nicht alle Tage.
Von Orléans fuhren wir dann mit dem Zug nach Paris D’Austerlitz, wo wir weiter zum Bahnhof Gare L’Est mussten. Also mit den Velos einmal quer durch Paris. In den 20 Minuten haben wir eine Demo mit Polizeieinsatz erlebt, wurden fast überfahren, fuhren an Charlie Hebdo vorbei und beinahe wären wir in den Zug nach Luxemburg gestiegen. Glücklich über das eigene Sofa sind wir dann am Abend wieder wohlauf zuhause angekommen.
Alles in allem sind wir knapp 546 km im Sattel gesessen und eine Fortsetzung ist nicht auszuschliessen! Wahrscheinlich gibt es in den nächsten Tagen noch ein Update beim Text und den Fotos!
nice trip